Was geschah wann?

Gentechnisch veränderte Pflanzen werden seit den 1990er Jahren in der Landwirtschaft genutzt. Die Forschung am Erbgut von Pflanzen und Tieren begann aber schon Jahrzehnte vorher. Fast genauso alt wie die Gentechnik ist die Kritik an dieser Technologie und ihren Auswirkungen auf Lebewesen und Umwelt.

Entwicklung, Freisetzung und Zulassung von Gentechnik-Pflanzen und -Tieren:

  • 1944 Die DNA wird als Träger der Erbinformation identifiziert.
  • 1953 James Watson und Francis Crick beschreiben erstmals die Struktur der DNA.
  • 1973 Herbert Boyer und Stanley Cohen übertragen erstmals fremde DNA auf einen Mikroorganismus.
  • 1980 Der Oberste Gerichtshof erklärt in einer knappen Grundsatz-Entscheidung (5:4) erstmals gentechnisch veränderte Organismen für patentierbar.
  • 1982 Mary-Dell Chilton gelingt die erste gentechnische Manipulation einer Pflanze, die sie 1983 zum Patent anmeldet. Sie wird die erste Leiterin der Biotechnologie-Abteilung von Ciba-Geigy (heute Syngenta).
  • 1987 Die erste offiziell genehmigte Freisetzung eines gentechnisch veränderten Organismus für den Versuchsanbau, also nicht im Gewächshaus, sondern in der freien Natur, findet in den USA statt. ("ice minus"-Bakterien zum Schutz von Erdbeeren vor Frost in den USA)
  • 1994 Das weltweit erste Gentechnik-Lebensmittel, die Anti-Matsch-Tomate (Flavr-Savr), erhält in den USA eine Marktzulassung. Kurze Zeit später wird sie jedoch wieder vom Markt genommen, weil die Tomate zu empfindlich ist und Verbraucher die Tomate ablehnen.
  • 1995 In Nordamerika beginnt der kommerzielle Anbau von Gentechnik-Pflanzen (>herbizidresistente Pflanzen).
  • 1997 In der EU wird die erste Anbau-Genehmigung einer Gentechnik-Pflanze (Mais Bt 176 von Syngenta) erteilt.
  • 2010 Die EU-Kommission lässt mit der Gentechnik-Kartoffel Amflora von BASF erstmals seit 1998 wieder eine Gentechnik-Pflanze zum Anbau zu.
  • 2012 Die BASF kündigt an, ihr Gentechnik-Geschäft wegen mangelnder Akzeptanz aus Deutschland abzuziehen und in die USA zu verlegen.
  • 2013 die Zulassung der Gentechnik-Kartoffel Amflora wird durch ein EU-Gericht für ungültig erklärte.
  • 2014 Die Gentechnik-Aubergine Bt-Brinjal wird in Bangladesch freigesetzt. In Brasilien werden erstmals gentechnisch veränderte Moskitos freigesetzt.
  • 2015 Als erstes Land weltweit erlaubt Brasilien das kommerzielle Anpflanzen von gentechnisch veränderten Eukalyptus-Bäumen. US-Behörden lassen erstmals ein gentechnisch verändertes Tier (Lachs) als Lebensmittel zu.
  • 2016 Die EU lässt elf weitere Gentech-Maissorten als Lebens- und Futtermittel zu und die US-Behörde gibt den ersten CRISPR-Mais frei.
  • 2017 In Kanada kommt erstmals Gentechnik-Lachs in den Handel und Brasilien darf Gentechnik-Zuckerrohr anbauen.
  • 2018 Die EU erlaubt die Einfuhr von dreifach herbizidresistenten Soja-Linien, die nach Meinung von Kritikern nur unzureichend auf Gesundheitsgefahren untersucht wurden.
  • 2018 Der Europäische Gerichtshof entscheidet, dass auch Neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas unter das Gentechnikrecht fallen – auch dann, wenn dabei kein fremdes Erbgut in Pflanzen oder Tiere eingefügt wird. Begründet haben die Richter dies mit dem Vorsorgeprinzip.

Verunreinigungs-Fälle mit illegalen Gentechnik-Sorten:

  • 2000 In den USA kommt es zum ersten Verunreinigungsskandal: Obwohl der Bt-Mais Starlink der Firma Aventis (jetzt Bayer Crop Science) nur für Tierfutter zugelassen ist, gelangt er in die Lebensmittelkette und muss für Hunderte Millionen Dollar zurückgerufen werden. Die Verunreinigungen werden bis 2003 nachgewiesen.
  • 2002 Über 12.000 Tonnen Soja werden in den USA beschlagnahmt und vernichtet, weil sie mit einer nicht zugelassenen Soja-Sorte verunreinigt sind, die das Vorprodukt eines Schweine-Impfstoffs enthält.
  • 2005 Das Wissenschaftsmagazin „Nature“ enthüllt, dass von 2001 bis 2004 hunderte Tonnen einer nicht zugelassenen Gentechnik-Maissorte der Firma Syngenta (Bt10) unbemerkt in den Saatgut-Handel gerieten. Die Firma wird zu einer Strafe verurteilt und muss die Kosten der Rückrufaktion tragen, die auf insgesamt nahezu eine Milliarde US-Dollar geschätzt werden.
  • 2005 Die Gentechnik-Reissorte Bt63 wird in verschiedenen Reis-Produkten aus China gefunden. Die Verunreinigung mit der auch in China illegalen Sorte hält bis heute an.
  • 2006 Der Gentechnik-Reis LL 601 der Firma Bayer taucht in europäischen Supermärkten als Verunreinigung in Reisnudeln und Langkornreis auf, obwohl er nicht zugelassen ist, sondern zu Versuchszwecken in den USA freigesetzt wurde. Der Reisexport nach Europa und Japan kommt vorübergehend zum Erliegen. Über 500 Landwirte verklagen die Firma Bayer, die seither zu hohen Strafen verurteilt wird.
  • 2009 In Brot und Müsli wird die illegale Gentechnik-Leinsaat Triffid gefunden, die neun Jahre zuvor in Kanada zu Versuchszwecken freigesetzt worden war, aber nie kommerziell angebaut wurde. Der Wissenschaftler, der Triffid entwickelte, gibt zu, dass er unter der Hand Proben des Gentechnik-Leinsamens verteilt hatte. Der Leinsaat-Export aus Kanada kommt vorübergehend zum Erliegen und unterliegt jetzt strengen Test-Auflagen.
  • 2010 Auf etwa 2000 Hektar wird in sieben deutschen Bundesländern Mais-Saatgut ausgebracht, das nach Feststellung des Niedersächsischen Umweltministeriums den Gentechnikmais "NK603" enthält, der in Europa zum Anbau nicht zugelassen ist.
  • 2013 In den USA werden gentechnische Verunreinigungen bei Luzerne offiziell bestätigt.
  • 2014 Chinesische Behörden weisen 600.000 Tonnen Mais aus den USA zurück, weil dieser mit nicht zugelassenen Gentechnik-Sorten verunreinigt ist.
  • 2015 In acht deutschen Bundesländern wird ungewollt gentechnisch veränderter Raps ausgesät – das Saatgut war mit einer nicht-zugelassenen Gentechnik-Sorte verunreinigt.
  • 2016 US-Farmer enteckt Gentechnik-Weizen auf seinem Feld, obwohl Gentechnik-Weizen weltweit nirgendwo angebaut werden darf.
  • 2017 Die Maissorte Enogen des Konzerns Syngenta, für die Ethanol-Herstellung gentechnisch optimiert, wird erstmals in Speisemais nachgewiesen. Als Lebensmittel ist er nicht zugelassen.
  • 2018 In der Mais-Heimat Mexiko haben Wissenschaftler eine Studie veröffentlicht, die das Ausmaß der durch Gentechnik verunreinigten mais-basierten Lebensmitteln verdeutlicht.

Widerstand, Verbote, Proteste:

  • 1974 Auf einer Konferenz im kalifornischen Asilomar fordern führende Gentechnik-Wissenschaftler ein Moratorium für die Gentechnik-Forschung, weil deren Folgen für die Gesundheit und Umwelt nicht abschätzbar seien. Sie fordern Sicherheitsrichtlinien für die weitere Forschung.
  • 1986 Das Gen-ethischen Netzwerk wird gegründet, um die kritische Auseinandersetzung mit den Themen Gentechnologie und Fortpflanzungsmedizin zu fördern.
  • 1996 Mit Schiffs-Blockade-Aktionen macht Greenpeace die Öffentlichkeit auf die Einfuhr von Monsantos Gentechnik-Soja nach Europa aufmerksam.
  • 1996 Fast 75% der deutschen Verbraucher lehnen laut einer GfK-Umfrage Gentechnik im Essen ab, 90% sind für eine umfassende Kennzeichnung der Lebensmittel.
  • 1997 Nach langen Verhandlungen tritt endlich die Gentechnik-Kennzeichnung von Lebensmitteln nach der Novel-Food-Verordnung in Kraft, die jedoch nur die Kennzeichnung von Lebensmitteln vorsieht, in denen ein gentechnisch veränderter Organismus (GVO) im Endprodukt nachgewiesen werden kann.
  • 1998 Die Mitgliedsstaaten der EU einigen sich auf ein sogenanntes de-facto Moratorium für die Zulassung von gentechnisch veränderten Organismen.
  • 1999 Der Nestlé-Butterfinger, hergestellt aus gentechnisch verändertem Mais, verschwindet aufgrund von Verbraucherprotesten nach nur einem Jahr vom Markt.
  • 2003 In Deutschland wird die erste gentechnikfreie Region in Warbel-Recknitz, Mecklenburg-Vorpommern gegründet.
  • 2007 Eine Million Unterschriften von EU-Bürgerinnen und -Bürgern für eine strengere Gentechnik-Kennzeichnung werden an die EU-Kommission übergeben.
  • 2009 Als siebtes EU-Land verbietet auch Deutschland den Gentechnik-Mais MON 810 wegen Sicherheitsrisiken. Die Initiative Gentechnikfreie Regionen in Deutschland zählt 1 Million Hektar landwirtschaftliche Fläche, die durch freiwillige Selbstverpflichtungserklärungen als gentechnikfrei erklärt werden.
  • 2010 Die Zulassung des ersten Gentechnik-Lebensmittels (Aubergine) kann in Indien aufgrund vielfältiger Proteste und Sicherheitsbedenken verhindert werden. Österreich erlässt als erstes EU-Land ein Anbau-Verbot der Amflora. Das Bundesverfassungsgericht bestätigt das Gentechnikgesetz und damit sowohl das Standortregister als auch die Haftungsregelungen.
  • 2011 Im Januar demonstrieren 22.000 Menschen in Berlin gegen Gentechnik, Dumping-Exporte und Massentierhaltung. Mehr als 100.000 Menschen unterschreiben die BÖLW-Petition "Gentechnik-Anbau stoppen". Der Europäische Gerichtshof erklärt Honig, der mit nicht zugelassenen GVO verunreinigt ist, für nicht verkehrsfähig und bestätigt damit die Null-Toleranz in Lebensmitteln.
  • 2012 Trotz Regen und Schnee demonstrieren rund 23.000 Menschen gegen Gentechnik und Agrar-Fabriken während der Grünen Woche in Berlin.
  • 2013 Zum 3. Mal findet die Großdemonstration "Wir haben es satt" in Berlin statt. Diesmal gingen 25.000 Menschen gegen Agrar-Fabriken und Gentechnik auf die Straße. Im Dezember 2013 wird der Anbau und der Vertrieb der Gentechnik-Kartoffel Amflora gerichtlich verboten.
  • 2014 Frankreich verbietet erneut die einzig in Europa zugelassene Gentechnik-Pflanze, den Gentechnik-Mais MON810 von Monsanto. Bayern tritt als achtes deutsches Bundesland dem europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen bei.
  • 2015 Etwa 50.000 Menschen demonstrieren in Berlin unter dem Motto "Wir haben es satt" gegen industrielle Tierhaltung, Höfesterben und Gentechnik. Das höchste Gericht Mexikos bestätigt: auf der Halbinsel Yucatán darf keine gentechnisch veränderte Soja angebaut werden.
  • 2016 Die Neue Gentechnik-Methode CRISPR-Cas9 soll als Gentechnik eingestuft werden - das fordern 67.000 Bürger*innen. Studierende protestieren im US-Bundesstaat Iowa dagegen, dass Versuchspersonen Gentechnik-Bananen essen sollen.
  • 2017 Zahlreiche Organisationen protestieren gegen die Fusion der Konzerne Bayer und Monsanto.
  • 2018 Brasilianische Bauern- und Umweltorganisationen protestieren gegen die Entscheidung der nationalen Behörde, CRISPR/Cas und Gene Drives von den Regelungen des brasilianischen Gentechnikrechts auszunehmen.

Zuletzt aktualisiert: Juli 2019

Wir nehmen Datenschutz ernst!
Unsere Seiten nutzen in der Grundeinstellung nur technisch-notwendige Cookies. Inhalte Dritter (YouTube und Google Maps) binden wir erst nach Zustimmung ein.
Cookie-Einstellungen | Impressum & Datenschutz